
Über uns
Sammlung
Schloss Thun wurde um 1200 von Berchtold V. von Zähringen erbaut und hat seitdem zahlreiche Besitzerwechsel, bauliche Anpassungen und verschiedene Nutzungen erfahren. Nach den Zähringern ging der Donjon zuerst an die Kyburger und später an den Stadtstaat Bern. Als Sitz des Schultheissen diente Schloss Thun als Gerichtsstätte, Kornkammer und Gefängnis. Im Jahr 1888 wurde im Rittersaal des Donjons das Historische Museum eröffnet.
Die Gründung des Museums wurde durch verschiedene Entwicklungen angestossen. Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es Forderungen nach einem historischen Museum. 1883 wurden im Thuner Rathaus Wappenteppiche und andere historische Gegenstände entdeckt, die von Experten der Universität Bern geschätzt wurden. Der Vorschlag, diese Teppiche im Kunstmuseum Bern zu lagern, verstärkte das Verlangen nach einem eigenen Museum in Thun. So wurde am 11. März 1885 das Historische Museum Thun auf Initiative des Einwohnervereins gegründet. 1978 übernahm der Verein Schlossmuseum die Leitung des Museums. 15 Jahre später wurde die Stiftung Schlossmuseum, die das Museum seither führt, gegründet. Seit 2013 trägt die Stiftung den Namen Stiftung Schloss Thun – das Museumsschloss.
Bei der Gründung des Museums stand noch kein geeigneter Standort zur Verfügung. 1886 wurde jedoch auf dem Schlossberg ein neues Gefängnis eröffnet, was zeitgleich eine Lösung für das Platzproblem darstellte. Nach umfassenden Renovierungsarbeiten konnte das Museum 1888 seine Sammlung im Rittersaal der Öffentlichkeit präsentieren. Im Laufe der Zeit, bedingt durch den wachsenden Bestand, wurden immer mehr Stockwerke des Donjons für Ausstellungszwecke genutzt. So entwickelte sich das Museum zum Historischen Museum Schloss Thun, wobei es mit dem Architekturdenkmal des Donjons verknüpft wurde.
Zunächst wurden vor allem Dauerleihgaben der Burgergemeinde und der Stadt Thun ausgestellt, darunter Teppiche, Fahnen und Waffen, ergänzt durch kleinere private Sammlungen. Heute umfasst die Sammlung mehr als 17 000 Objekte, die vom Neolithikum bis ins 20. Jahrhundert reichen. Rund 600 dieser Exponate sind in der Dauerausstellung im Donjon zu sehen.
Die Ausstellung beginnt im Keller mit dem Thema Stadtentwicklung, während im ersten Stock die Objekte der Thuner Rathaussammlung im Mittelpunkt stehen. Hier sind unter anderem der Medaillonteppich und der Velschen-Teppich zu finden, die die Reformation überstanden haben, sowie der Wappenteppich aus der Burgunderbeute. Ein weiterer Sammlungsschwerpunkt, der sich in den hier gezeigten Exponaten widerspiegelt, ist die Militaria-Sammlung der Stiftung Schloss Thun. Im zweiten Stock wird die Zeit der Thuner Schultheissen thematisiert, wobei die Wappentafeln der Schultheissen präsentiert werden. Ein Highlight ist das ausgeritzte Berner Wappen, das dem Einmarsch Napoleons zum Opfer fiel. Eine Etage höher befindet sich der sogenannte Rittersaal, der ein bedeutendes Zeugnis der Zähringer Baukunst darstellt. Darauf folgen das alte Gefängnis und darüber, im obersten Stockwerk der beeindruckende Dachstuhl.
Die ausgestellten Objekte bieten nur einen kleinen Einblick in die Vielfalt der heutigen Sammlung der Stiftung Schloss Thun. Der Hauptteil der Sammlung ist in externen Depots untergebracht und wird dort wissenschaftlich betreut. Die Sammeltätigkeit des Schlosses konzentriert sich heute vor allem auf Thunensia und das Berner Oberland. Thematische Schwerpunkte werden durch spezielle Sammlungen gesetzt, die dazu beitragen, die reiche Geschichte und Kultur der Region zu dokumentieren und zu bewahren. Darüber hinaus werden in jährlich wechselnden Sonderausstellungen weitere Objekte präsentiert.
Weitere Informationen zur Gründung und Entwicklung der Sammlung finden Sie hier: Küffer, Peter: Historisches Museum Schloss Thun 1888-1988, in: Jahresbericht Schloss Thun 1987, S. 17-100.
Teilsammlung Keramik:
Ein bedeutender Sammlungsschwerpunkt der Stiftung Schloss Thun ist die Keramiksammlung. Im Dezember 1887 – nur ein Jahr nach der Eröffnung des Museums – wurde im Täglichen Anzeiger die Bevölkerung um Objekte für das Historische Museum gebeten, u.a. ausdrücklich um Keramik. Dies lässt darauf schliessen, dass Keramik von Beginn an eine zentrale Rolle in der Sammlung einnahm. Heute zählt das Museum zu den führenden Institutionen der Schweiz, die eine umfassende und facettenreiche Keramiksammlung bewahren.
Besonders hervorzuheben ist die Sammlung zur Thuner Majolika, die als grösste und bedeutendste Referenzsammlung von nationaler Bedeutung gilt. Sie umfasst Werke aus der Zeit von etwa 1871 bis 1914 und dokumentiert eindrucksvoll die Entwicklung der Heimberger und Steffisburger Keramik. Darüber hinaus gewährt die Sammlung spannende Einblicke in die Strömungen des Historismus, Jugendstils, Art Déco sowie des Heimatstils, die von den Keramikfachschulen in Bern und Chavannes beeinflusst wurden.
Ein weiterer bedeutender Teil der Sammlung umfasst die Werke der Heimberger Keramiker Cäsar und Adolf Schmalz sowie Stücke aus der Kunsttöpferei «Desa». Besonders bemerkenswert ist auch die umfangreiche Sammlung von Entwürfen und Arbeitsmaterialien des Keramikmalers und -desigenrs Friedrich Ernst Frank, die einzigartige Einblicke in die Arbeitsweise von Keramikern gewähren. Diese Sammlung ermöglicht es, den Entstehungsprozess von Keramiken nachzuvollziehen und fördert das Verständnis für die handwerkliche sowie künstlerische Dimension der Keramikproduktion.
Dank der Unterstützung der CERAMICA-Stiftung Basel wird die gesamte Keramiksammlung der Stiftung Schloss Thun bis 2025 digitalisiert und für ein breites Publikum online zugänglich gemacht.
Weiterführende Links:
Die Sammlung ist auf verschiedenen Plattformen zu erkunden:
- – Seit 2022 veröffentlichen wir als Mitglied des mmBE Inventars schrittweise unsere Bestände im digitalen mmBE Katalog. Den Katalog finden Sie unter dem Suchbegriff „Thun“
- – Darüber hinaus werden unsere Bestände nach und nach auch auf dem Portal KIMnet des Vereins „Kulturerbe Informationsmanagement Schweiz“ veröffentlicht. Das Portal ist unter kimnet.ch erreichbar.
- – Unsere Keramiksammlung wird von der CERAMICA-Stiftung Basel digitalisiert und ist über die Webseite ceramica-ch.ch zugänglich.
Viel Vergnügen beim Stöbern und Entdecken unserer vielfältigen Sammlung!